Ganz sanft mit der Hand das Auto pflegen

Ich gebe es zu: Ich stehe auf Autos und pflege sie meistens selbst. Die Krönung der Autopflege ist in meinen Augen die Politur, die ich meinen Fahrzeugen – und mir – ein- bis zweimal im Jahr gönne.

Denn mit meinem alten BMW E30 Cabrio bin ich auf den Geschmack gekommen. Ich hatte in den Medien von diesem sagenhaften schweizerischen Carnauba-Wachs gelesen und mir von meiner Liebsten ein Starter-Set zu Weihnachten gewünscht. Runde 149 € kostet das Swissvax-Set, das damals übrigens noch anders hieß, bestehend unter anderem aus 50 ml Wachs, Cleaner, Auftrageschwämme und einem deutschen Handbuch.

Mit dem Frühlingserwachen ging es los und der lagunengrüne Metalliclack wurde streng nach Handbuch gepflegt.Auf dem Programm stand zunächst die Handwäsche in einer nahegelegenen Waschbox. Dann ging es an die Vorbereitung des Lackes. Mit einem Stück Reingungsknete wurden Harztropfen und andere kleine Verunreinigungen entfernt. Dann kam der flüssige Reiniger zum Einsatz, der mit einem Stoffapplikator gleichmässig auf die Lackfläche aufgetragen und mit stärkerem Druck verrieben wurde, um ihn rasch wieder mit einem entsprechenden Tuch auszupolieren.

Was sich so leicht liest, ist das schweißtreibende Programm für einen erfüllten Samstagnachmittag. Die Sportschau mit der Bundesliga-Übertragung beendete den ersten Akt der Lackvorbereitung. Das Mikropulver des Reinigers schleift Lackirritationen wie Waschanlagenstreifen mikrofein aus und befreit den alten Lack von Politurresten, Wachsen und Verunreinigungen aller Art. Das gute, nun nicht mehr geschützte Stück kam über Nacht in die Garage.

Obwohl ich es nicht erwarten konnte, den versprochenen Effekt der aufwändigen und teuren Wachs-Behandlung zu erleben, machte ich mich erst am folgenden Sonntagmorgen vor dem Frühstück daran, den Wachs gleichmäßig auf die Lackoberfläche aufzutragen. Dazu könne man laut Herstellerangaben auch die Handflächen benutzen – doch soweit geht bei mir die Liebe zum Auto nun doch nicht.

Nach dem Auftrag soll das Wachs fünf bis zehn Minuten einwirken, dann wird es nicht kreisförmig sondern mit geraden, weiten Bewegungen auspoliert – was schon deutlich leichter geht als die Prozedur einen Tag zuvor.

Und zum Schluß soll der Wagen in die Sonne gestellt werden, was den Glanz noch verstärken würde. Nach dem Frühstück konnte ich dann meine Arbeit begutachten. Man soll den Lack in dieser Phase nicht mehr berühren und so könne man feststellen, wie der Tiefenglanz in der Sonne immer stärker werde.

Und genauso war es auch – der BMW strahlte wirklich wie im Prospekt, die Farbe hatte sich etwas weg vom petrol/blau hin zum tieferen Grün entwickelt und wurde von Stunde zu Stunde intensiver. Insgesamt ein tolles Ergebnis und Lohn für Zeit- und Geldeinsatz.

Noch ein paar Anmerkungen zu dieser Art der Fahrzeugpflege. Der Wachs ist wirklich ergiebig und hält bei normaler Anwendung jahrelang. Und es stimmt, dass der Lack besser versiegelt wird. Man merkt es am Abperlen von Regentropfen. Auch verschmutzt das Fahrzeug nicht mehr so schnell, weil der Schmutz weniger Halt findet. Um den nachhaltigen Erfolg nicht zu gefährden bzw. die Vorbereitungsprozedur nicht noch einmal in vollem Umfang durchführen zu müssen, empfiehlt sich stets eine Wagenwäsche von Hand.

Wegen des tollen Glanzes habe ich aus Übermut auch meinem Alltagswagen die Wachs-Kur gegönnt und nach einiger Zeit bereut. Es war ein Fehler, weil man dann nicht mal eben in die Waschstraße fährt, wenn der Wagen dreckig ist sondern sich immer die Zeit für eine Handwäsche nehmen muss.

PS: Und nein – ich bin kein Spießer und Pedant, der jeden Samstag sein Auto wäscht. Aber ein- bis zweimal im Jahr macht Polieren einfach Spaß …

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