Der Unterschied wird schon in der Umkleidekabine deutlich. Während ich als alter Fußballer und Mannschaftssportler an derbe Späße und anzügliche Bemerkungen vor und nach dem Kicken gewöhnt bin, ist es beim Yoga ganz anders. Hier wird die weiche Seite angesprochen, hier befinde ich mich auf dem besten Weg zur Selbsterkenntnis, sozusagen im Vorraum zur Besserung. Yoga – das ist kein reiner Sport, keine bloße körperliche Betätigung, kein Training bestimmter Muskelgruppen und Fähig- sowie Fertigkeiten. Yoga – das ist eine Weltanschauung.
Meine ersten Yogastunden machte ich zusammen mit meiner Frau – und war als Mann eindeutig in der Minderheit. Zunächst dachte ich, dass die ganz andere Atmosphäre vom Frauenüberschuss komme und von der Zielgruppe, die Yoga praktiziert. Aber das erwies sich spätestens dann als Irrtum, als unsere Frauen eine spezielle Männer-Yogastunde für uns ausfindig gemacht hatten und uns mit sanfter Gewalt hinschickten: ,,Ihr müsst etwas für Euch tun – und für Eure Rücken ist das auch gut.“
Da stand ich also mit der geliehenen Yogamatte unter dem Arm in der Umkleide und merkte es sofort: der Kabinen-Spirit war auch alleine unter Männern anders. Irgendwie weicher, vorsichtiger, zivilisierter – irgendwie esoterischer.
In der Stunde war kein geschlechtsspezifischer Unterschied feststellbar – lediglich das Knacken der Knochen wirkte härter, männlicher. Schweißtreibend sind herabschauender Hund und die verschiedenen Krieger auch, so dass man spürt: ,,Das tut gut“.
Und noch eine weitere Veränderung macht sich bemerkbar. Wer sich als Mann offen zum Yoga bekennt, macht Pluspunkte beim anderen Geschlecht. Der Kollege von ,,Fit For Fun“ spürte sich als ,,Echter-Kerl-mit Tiefgang-Bonus“ …