St. Tropez: Zwischen Zitadelle und Club 55

Der Ruf ist Fluch und Segen zugleich. Wer von der Cote d´Azur spricht, denkt zuerst an St. Tropez mit seinem malerischen Hafen. Und mit diesen Gedanken ist man nicht allein, wie der tagtägliche Stau auf den beiden Straßen D93 und D 98A zeigt.

Wer es einrichten kann, sollte in der Vor- oder Nachsaison kommen. Im Juli und August, wenn die Franzosen Urlaub haben, ist der Verkehr mörderisch, zu allen anderen Zeiten mindestens sehr lebhaft. Als ideale Fortbewegungsmittel haben daher die Reichen und Schönen den Helikopter erkannt, der fast ununterbrochen die VIPs aufnimmt bzw. absetzt und die Hügel rund um St. Tropez beschallt. Für den kleinen Mann empfiehlt sich die Fortbewegung auf einem Zweirad. Scooter – auch als Elektrovariante – sind in, aber auch hochwertige Ebikes, mit denen man locker am Stau vorbei direkt zum Hafen ziehen kann.

Neben den bekannten Hotspots, Beachclubs, Restaurants und Hotels muss man aber auch den dienstags und samstags stattfindenden Markt auf dem Place des Lices besuchen. Darüberhinaus spielt St. Tropez in der Geschichte der modernen Kunst eine herausragende Rolle.

Paul Signac entdeckte diesen Licht erfüllten Ort und holte Maler wie Matisse, Bonnard oder Marquet nach Saint-Tropez. Hier entwickelte sich die Malerei vom Pointillismus zum Fauvismus. Diese Entwicklung ist im Musée de l’Annonciade von Saint-Tropez eingehend dokumentiert. Alf Bayrle verbrachte zwischen 1928 und 1934 Monate in Saint-Tropez als Gast bei Madame Aude.

Pablo Picasso malte hier die Odalisque. Auch für die nächste Generation blieb Saint-Tropez ein Anziehungspunkt. Bernard Buffet, Massimo Campigli, David Hockney lebten und arbeiteten in Saint-Tropez. Heute setzt der in Saint-Tropez lebende Maler Stefan Szczesny diese Tradition fort.

Saint-Tropez befindet sich an der Côte d’Azur, am östlichen Fuß des Massif des Maures, am Nordufer einer Halbinsel. Das damalige Fischerdorf zog schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Künstler an. Der Aufschwung Saint-Tropez’ begann in den 1950er Jahren, als sich der Ort zu einem Treffpunkt von Künstlern und der High Society entwickelte. Der Ort ist berühmt für seinen großen Yachthafen und die Baie de Pampelonne, den größten Sandstrand der Côte d’Azur, der allerdings überwiegend auf dem Territorium der Nachbargemeinde Ramatuelle liegt. Viele prominente Europäer verbringen ihren Urlaub in Saint-Tropez, unter anderem in den – wiederum zu Ramatuelle gehörenden – Strandclubs Tahiti Plage, Club 55, Nikki Beach, Aqua Club, Bagatelle Beach und vielen weiteren. Den vielen reichen Urlaubern stehen in Saint-Tropez zahlreiche teure Restaurants und Boutiquen zur Verfügung.

Die Ortschaft wird von einer 1592 entstandenen Zitadelle („La Citadelle“) mit Ausblick auf die Stadt überragt. Sie beherbergt ein Museum für Seefahrts- und Ortsgeschichte. Saint-Tropez hat nur 4305 Einwohner, über das Jahr verteilt sind jedoch etwa fünf Millionen Besucher dort.

In Deutschland ist Saint-Tropez vor allem durch Gunter Sachs und Brigitte Bardot sowie durch die Gendarmerie-Filme mit Louis de Funès bekannt geworden. In der ehemaligen Polizeiwache, in der die Handlung der Gendarmerie-Filme spielt, wurde ein Museum eingerichtet, das den Filmen von Brigitte Bardot und Louis de Funes gewidmet ist.

Saint-Tropez ist benannt nach dem Heiligen Torpes, einem frühchristlichen Märtyrer, welcher im 1. Jahrhundert enthauptet wurde. Es war bis ins 20. Jahrhundert nur ein einfaches Fischerdörfchen. Die strategisch günstige Lage interessierte seit dem 8. Jahrhundert Herrscher und Machthaber. 1944 landeten alliierte Truppen im Laufe der Operation Dragoon bei Saint-Tropez. 1965 entstand am äußeren Ende der Bucht ein künstliches Mini-Venedig (Port Grimaud). Das Hinterland war früher viel stärker bewohnt als heute. Die Bauern zogen weg, weil sie mit der Landwirtschaft und den Touristen nur sehr schlecht verdienten.

© Fotos (alle): Norbert Küpping

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