Eigentlich hatte ich gedacht, dass das geschriebene Wort kaum noch eine Wirkung hat. Echte Skandale verpuffen, wenn man nur lange genug durchhält und wartet, bis die nächste Sau medial durchs Dorf getrieben wird. Doch Christian Nürnbergers Buch ,,die verkaufte Demokratie“ hat bei mir etwas bewirkt – auch wenn es gesamt-gesellschaftlich gesehen nur eine Winzigkeit ausmacht.
Nürnberger legt schonungslos offen, wie ein schleichender Raubzug uns alle beraubt. Als Beute einkassiert wird: die Demokratie, die Aufklärung, die Zivilgesellschaft. Statt dessen bekommen wir: den totalen Markt; eine rücksichtslose Interessenpolitik zu Lasten des sozialen Zusammenhalts; ein verfallendes Land, in dem Rechtspopulisten, religiöse Eiferer, alte und neue Nazis fruchtbaren Boden für ihre Parolen finden; die Aufkündigung des friedlichen Zusammenlebens weltweit. Das alles ist nicht plötzlich über uns gekommen, es ist ein Prozess, der vor über dreißig Jahren begann, planvoll und zum Nutzen einiger weniger. Eine scharfe, sehr genaue, mitreißend zu lesende Analyse über die dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen der letzten drei Jahrzehnte – Veränderungen, an die wir uns fast schon gewöhnt haben. Aber: noch können wir uns wehren.
Und wir haben den Anfang gemacht und prompt die Ökokiste des nächstgelegenen Ökobauern abonniert. Christian Nürnberger, geboren 1951, ist gelernter Physiklaborant, studierte Theologie, Philosophie und Pädagogik, absolvierte die Hamburger Henri-Nannen-Schule, war Redakteur bei der Frankfurter Rundschau und Capital und Textchef bei hightech. Seit 1990 ist er als Publizist und freier Autor unter anderem für DIE ZEIT und die Süddeutsche Zeitung tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, u.a. Die Machtwirtschaft und den Bestseller Der Erziehungsnotstand (zusammen mit Ehefrau Petra Gerster). Er lebt mit seiner Familie in Mainz.
Schonungslos legt er offen, dass die Macht des Einzelnen sehr gering ist. Aber anstatt die Hände in den Schoß zu legen, kann jeder mit kleinen Schritten beginnen. Wenn das viele tun, wird vielleicht eine Bewegung daraus.
Ein Beispiel ist die Rückkehr zu einer gesunden und natürlichen Landwirtschaft, weg von Monsanto, Bayer und Aldi hin zu einer biologischen, nachhaltigen Landwirtschaft und kurzen Versorgungswegen.
Bei uns kommt der Bote des Bauern jeden Freitag. Und er bringt nicht nur frische und gesunde Produkte, sondern auch ein kleines Betthupferl für ein besseres Gewissen.
© Abb.: Christian Nürnberger/
Copyright © 2015 by Ludwig Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Foto: Norbert Küpping
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Auch ich denke schon lange, dass das geschriebene Wort für die Katz ist. Aber diese Geschichte über die Ökokiste hier sagt mir: Es mag wenig bewirken, aber es ist mehr als Null. Also werde ich weiter meine kleine Spur ziehen …
besten Dank
Christian Nürnberger
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